Grundmodell

Lebensstile sind komplexe Verhaltensmuster. Die Lebensführungstypologie versucht, wie alle Lebensstil- und Milieumodelle, diese Komplexität zu vereinfachen. In der nachfolgenden Übersicht werden die zwölf Lebensführungstypen kompakt portraitiert. Die Kurzportraits sind vor allem für die Zitation in Studienberichen verschiedenster Art gedacht. Sie sind das Ergebnis bzw. der Extrakt unserer ausführlichen empirisch-semantischen Erkundungen innerhalb des Datensatzes.Wir haben dazu die individuelle Alltagsinszenierung in den Blick genommen – angefangen beim Gesundheitsverhalten (als nicht-sichtbare Form der Selbstinszenierung im Umgang mit eigener Körperlichkeit), dann dem Kleidungsstil als sichtbare und unmittelbare Selbstinszenierung (denn: „Kleider machen Leute“), als soziales Anpassungs- und Distinktionssignal sowie den lebensstilistischen Wertepanoramen als individuelles Mind-Set. Im Menüpunkt „Lebensführungstypen“ werden die soziodemografischen Visitenkarten der einzelnen Lebensstile vorgestellt (Alter, Bildung, Familienstand, berufliche Schwerpunkte, usw.).

Die aktuelle Landkarte:

LFT_Grafik2018_Rohling

Auf dieser Website wird die Struktur der Grafik näher erläutert. Unter „Service“ bieten wir verschiedene Grafikformate zum Download an.

Lebensstile mit gehobenen Ausstattungsniveau

Gehoben-Konservative (LFT01): Tradition des Besitzbürgertums, Konservativismus, Distinktion durch Rang, Exklusivität im Lebensstandard, Klassische Hochkultur, Leistungs- und Führungsorientierung, Verantwortung, Religiosität.

Statusbewusst-Arrivierte (LFT02): Tradition des Bildungsbürgertums, Liberalität, Beruflich gesetzte Selbstverwirklichung (Angekommen-sein), etabliertes Understatement, Hochkulturkonsum, teilweise mit alternativem Einschlag, Sinn für Authentizität und Kennerschaft im Konsum.

Leistungsbewusst-Intellektuelle (LFT03): Tradition der Postmoderne, junge, kulturell und akademisch geprägte Elite, Liberalität und Modernität, Umwandlung des Bildungskapitals in Hochkulturkonsum, in Leistungs- und Selbstverwirklichungswerte, Persönlichkeitsentfaltung: Erfolg im Beruf, Leistung und Individualität, kosmopolitisches Denken, hohe und umfassende Mobilität.

Reflexive Avantgardisten (LFT04): Kulturell geprägte akademische Avantgarde bzw. junger progressiver Mittelstand, Postmodernität, Kreativität und Machbarkeitsdenken, biografisch-berufliche Flexibilität, hohe Aktivität, ausgeprägtes Leistungsstreben, Hochkulturkonsum in Verbindung mit Spannungsmomenten, Authentizität durch Wertigkeit (Markenbewusstsein), Individualität, globalisiertes Lebensgefühl.

Lebensstile mit mittleren Ausstattungsniveau

Solide Konventionelle (LFT05) Tradition des Kleinbürgertums, Pflicht und Akzeptanzwerte, Sicherheitsorientierung, Mainstream-Konsum mit punktuell hochkulturellem Anspruch, eher bürgerliche Moralvorstellung vom einem guten Leben, solide Einkommens- und Eigentumsverhältnisse.

Statusorientierte Bürgerliche (LFT06): (die älter gewordene) bürgerliche Mitte, Konformität in allen Lebensbereichen, Funktionalität durch Bequemlichkeit, Neuorientierung im beruflichen Leben, Neujustierung des Beziehungslebens, Statusbetonung, in Teilen Statusverunsicherung: Anschluss halten an die gesellschaftliche Oberschicht, Angst vor sozialem Abstieg, Modernisiserungsdruck und -verunsicherung durch die jüngere Mainstream-Generation.

Bürgerlich-Leistungsorientierte (LFT07): Tradition der Postmoderne, die neue moderne Mittelschicht, junge Familien, Focus auf solide berufliche Karriere, Partizipation am Mainstream der modernen Erlebnis- und Freizeitkultur, Symbiose von Selbstverwirklichung, Erfolg/Leistung und Familienzentriertheit.

Expeditiv-Pragmatische (LFT08): Primat des modernen Erlebniskonsums, Innnovation und soziales Eingebunden-sein, moderates Leistungsdenken, pragmatisches Karrieredenken (Generation Y), idealistische Prägung, hohe Anpassungsfähigkeit.

Lebensstile mit niedrigem Ausstattungsniveau

Limitiert-Traditionelle (LFT09): Tradition der Facharbeit, Pflicht- und Akzeptanzwerte, Glaube und Religion, einfache Lebenslagen und stark eingegrenzte Aktionsradien (Heimzentriertheit, finanzielle und gesundheitlich begrenzte Ressourcen), oftmals verwitwete Personen/Alleinstehende, dadurch wenig Teilhabe an gesellschaftlichen Leben, Sicherheitsdenken/-streben, Sinn für Bescheidenheit, Unauffälligkeit und Funktionalität.

Defensiv-Benachteiligte (LFT10): Tradition von einfacher (Dienstleistungs-)Arbeit, Geringe Ressourcen verfügbar, insgesamt unterprivilegierter Lebensstil: geringer Aktionsradius, wenig Partizipation am gesellschaftlichen Leben, prekäre Lebenslagen, Defensivität als zentraler Habitus, traditionelle Geschlechterrollen, Distanz zur Hochkultur.

Konsum-Materialisten (LFT11): Prinzip des Erlebniskonsums in der Polarität von Arbeitsalltag (Kraft- und Facharbeit) und Entspannungsmomenten (häuslich und außerhäuslich), Distanz zu Hochkultur, Affinität zu spannenden Lebensmomenten und zur moderne Massenkultur.

Jugendkulturell-Unterhaltungsorientierte (LFT12): Jugendkulturelle Szenen, teilweise mit Stilprotest, Erlebniskonsum und hedonistische Werte (Vergnügen ohne Verantwortung), Offenheit für neue Entwicklungen als Lebensprinzip, Selbstverwirklichung und Individualität.

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