Die Lebensführungstypologie – ein Meta-Modell

Bei der Lebensführungstypologie von Gunnar Otte handelt es sich nicht um eine Neuentwicklung eines Milieumodells. Es geht nicht darum, ein Konkurrenz-Tool auf den Markt zu bringen. Es ging Otte 2005 (und uns mit dem Update) vielmehr darum, auf  Basis einer sozialwissenschaftlichen Analyse der einschlägigen Milieumodelle, die es bislang gibt, eine Art übergeordnetes „Meta-Modell“ zu entwickeln und dabei die theoretischen und methodischen Schwachpunkte der bisherigen Modelle, vor allem derer aus der Marktforschung, zu eliminieren. Durch die synpotische Analyse vieler Modelle aus Wissenschaft und Marktforschung ergibt sich der integrative Charakter der Lebensführungstypologie. Man kann also die Erkenntnisse ähnlicher Milieustudien in die Lebensführungstypologie hineinprojizieren.

SinusDeltaSigma

Otte geht in drei Schritten vor: Zunächst legte er eine Vielzahl einzelner Modelle nebeneinander, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu ermitteln. Es zeigen sich zwei bzw. drei gemeinsame, übergreifend gültige Merkmale bzw. Dimensionen:

  • Die individuelle Lebensführung ist abhängig von der ökonomischen und kulturellen Ausstattung: Schulabschluss, beruflicher Position und  Einkommen bestimmen den Lebensstil.
  • Die individuelle Lebensführung ist abhängig vom Lebensalter: Die Zugehörigkeit zu einer Geburtskohorte/Generation prägt das Werteverständnis; die zeitliche Position im persönlichen Lebenslauf kennzeichnet die individuelle biografische Offenheit oder Schließung.
  • Die individuelle Lebensführung ist abhängig vom Aktionsradius, d.h. von den individuellen Möglichkeiten, sich im Lebensumfeld physisch und auch mental zu bewegen.

Aus den ersten beiden Dimensionen lässt sich eine Art Koordinatensystem bilden, ein „sozialer Raum“. Der Aktionsradius ist abhängig von den Kapitalsorten, also dem Einkommen (ökonomisches Kapital) und dem Bildungsgrad (kulturelles Kapital). Otte bezieht sich hier auf die Idee des Sozialraummodells von Pierre Bourdieu.

Die neueren Milieumodelle zeichnen sich durch sehr ähnliche Grundstrukturen aus. Die X-Achse wird in der Regel durch das Werteverständnis in Abhängigkeit von Lebensalter/sozialer Herkunft gekennzeichnet, die Y-Achse gibt die soziale Lage wieder. Sinus und Delta lassen sich hier aufführen, ebenfalls die Erlebnismilieus Gerhard Schulzes.

Grafik/Collage: MS (RUB)
Bildquellen: delta-sozialforschung.de, sinus-institut.de, sigma-institut.de

Literaturquelle:
Otte, G., Sozialstrukturanalyse mit Lebensstilen. Eine Studie zur theoretischen und methodischen Neuorientierung der Lebensstilforschung. Wiesbaden 2008 (2. Auflage).

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